Übergänge

Übergänge

Das alte Jahr endet und ein neues beginnt. In der Regel wenden wir uns dem neuen zu, blicken hoffnungs- und manchmal erwartungsvoll in die Zukunft. Oder wir schauen zurück - mal mit Sehnsucht mal mit Gram. Selten richten wir den Fokus auf die Zeit dazwischen, den Übergang, die Veränderung. Das hier und jetzt. 

 

Im Laufe unseres Lebens werden wir mit mehr oder weniger großen Übergängen konfrontiert - Erwachsenwerden, Schwangerschaft und Elternschaft oder auch Krisenzeiten die immer auch Veränderung sind. Aber auch im Kleineren, an jedem einzelnen Tag gibt es Übergänge, die wir meist nicht als solche wahrnehmen. So zum Beispiel das Einschlafen und Aufwachen, der Übergang vom Wachen und Schlafen. Auch der Blick in die Natur bietet uns mit dem Sonnenauf- und Untergang, mit dem Wachsen und Welken der Pflanzen, und dem Wechsel der Jahreszeiten kleine und große Übergänge. Viele dieser Übergänge geschehen dabei eher leise und fast unbemerkt.

 

Was braucht es jedoch um nicht nur die großen Übergänge zu sehen? Um nicht plötzlich festzustellen, dass wir die allmähliche Veränderung nicht bemerkt haben und nun vor einer abgeschlossenen Entwicklung, einer neuen Situation/Gegenbeheit stehen? 

 

Wie so oft, kann es helfen im Kleinen zu beginnen. So können wir den Blick bewusst und achtsam auf Übergänge richten, die uns beim Yoga praktizieren, auf der Matte begegnen. Denn auch in einer Yogastunde gibt es viele verschiedene Übergänge und vor allem, den Raum der nötig ist, um diese bewusst wahrzunehmen und erfahren zu können. So gibt es zu Beginn einer Yogapraxis die Zeit des Ankommens, des Sammelns, bevor das aktivere Üben mit āsana, prānāyāma und Meditation beginnt und die Stunde dann schließlich mit einer Zeit der Ruhe zu Ende geht. Auch die Übergänge von einer Körperstellung zur nächsten verdienen Aufmerksamkeit, genauso wie der Übergang von der Ein- zur Ausatmung und umgekehrt. Das achtsame und aufmerksame Hinspüren und Erkunden, dass wir auf der Matte üben kann sich dann mit der Zeit auch auf unseren Alltag übertragen. Dort kann das Gewahrsein für Übergänge dafür sorgen, dass wir frühzeitig merken, wenn wir müde werden. Wir können den Übergang, die Veränderung bemerken und für uns selber sorgen, bevor wir erschöpft und ausgebrannt sind. Unserer Tendenz, schnell von Ziel zu Ziel, von Termin zu Termin zu wollen, können wir auf der Matte ganz bewusst begegnen und der Eile und Unachtsamkeit die bewusste Entschleunigung entgegensetzen. Indem wir den Übergängen mehr Aufmerksamkeit schenken, den Prozess der Veränderung wertschätzen, gelingt es uns vielleicht auch unerfreulichen Gegebenheiten gelassener zu begegnen und einer ungünstigen Entwicklung möglicherweise noch Einhalt zu gebieten. Ebenso ermöglicht uns dieses Gewahrsein den Augenblick mehr auszukosten, zu genießen und das Geglückte, das Errichte wert zu schätzen.

 

Unser Leben besteht gleichermaßen aus Übergängen wie aus Stationen des kurzen oder längeren Verweilens. Schenken wir beidem unsere Aufmerksamkeit.